Rentenplanung für Selbständige: Worauf Sie achten müssen

Als Selbständiger haben Sie besondere Herausforderungen bei der Altersvorsorge. Wir zeigen Ihnen alle Optionen und wie Sie optimal vorsorgen.

Selbständige stehen vor besonderen Herausforderungen bei der Altersvorsorge. Ohne automatische Beitragszahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung müssen Sie selbst aktiv werden. Die gute Nachricht: Sie haben mehr Optionen als Angestellte.

Die Ausgangslage für Selbständige

Als Selbständiger sind Sie grundsätzlich nicht in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert. Das bedeutet:

  • Keine automatischen Beitragszahlungen
  • Keine Ansprüche auf gesetzliche Rente
  • Volle Eigenverantwortung für die Altersvorsorge
  • Aber auch: Mehr Flexibilität und Optionen

🚨 Ausnahmen: Pflichtversicherte Selbständige

Einige Selbständige sind trotzdem rentenversicherungspflichtig:

  • Handwerker (erste 18 Jahre)
  • Lehrer und Erzieher
  • Publizisten und Künstler (Künstlersozialkasse)
  • Coaches und Trainer
  • Hebammen

Option 1: Freiwillige Versicherung in der GRV

Sie können sich freiwillig in der gesetzlichen Rentenversicherung versichern.

Vorteile

  • Erwerbsminderungsschutz
  • Hinterbliebenenversorgung
  • Staatliche Garantie
  • Inflationsschutz
  • Möglichkeit zur Riester-Förderung

Nachteile

  • Niedrige Renditeerwartung
  • Wenig Flexibilität
  • Unsichere Zukunft des Systems

Beiträge 2024

  • Mindestbeitrag: 96,72 € pro Monat
  • Höchstbeitrag: 1.357,80 € pro Monat
  • Empfohlener Beitrag: 18,6% des Gewinns

Option 2: Berufsständische Versorgungswerke

Für bestimmte Berufsgruppen stehen Versorgungswerke zur Verfügung:

Berechtigte Berufe

  • Ärzte
  • Rechtsanwälte
  • Steuerberater
  • Architekten
  • Ingenieure
  • Apotheker
  • Tierärzte

Vorteile der Versorgungswerke

  • Höhere Renditen als GRV
  • Kapitalgedeckte Finanzierung
  • Berufsständische Solidarität
  • Oft bessere Leistungen

Option 3: Private Altersvorsorge

Die klassische Drei-Schichten-Strategie:

Schicht 1: Basisversorgung

Rürup-Rente (Basisrente)

Steuervorteile 2024: Bis zu 27.566 € absetzbar (Ledige)

Vorteile:

  • Hohe Steuerersparnis
  • Hartz-IV-sicher
  • Pfändungssicher
  • Flexible Beitragszahlung

Nachteile:

  • Keine Kapitalabfindung
  • Nachgelagerte Besteuerung
  • Nicht vererbbar (nur Hinterbliebenenrente)

Schicht 2: Zusatzversorgung

  • Riester-Rente: Nur bei freiwilliger GRV-Versicherung
  • Betriebliche Altersvorsorge: Als Arbeitgeber für sich selbst

Schicht 3: Private Kapitalanlage

  • Private Rentenversicherung
  • Fondssparpläne
  • ETF-Sparpläne
  • Immobilieninvestments
  • Unternehmensbeteiligungen

Optimale Strategien nach Lebensphasen

Existenzgründung (20-30 Jahre)

Prioritäten:

  1. Notfallreserve aufbauen (3-6 Monatsausgaben)
  2. Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen
  3. Kleine Beträge in ETF-Sparpläne
  4. Bei gutem Einkommen: Rürup-Rente für Steuerersparnis

Wachstumsphase (30-45 Jahre)

Empfohlene Aufteilung bei 2.000 € monatlich verfügbar:

  • 40% Rürup-Rente (800 €) - Steueroptimierung
  • 40% ETF-Sparpläne (800 €) - Flexibilität
  • 20% Immobilie/Sondertilgung (400 €) - Diversifikation

Konsolidierungsphase (45-60 Jahre)

Fokus auf Sicherheit:

  • 50% sichere Anlagen (Rürup, Festgeld)
  • 30% Aktien/ETFs
  • 20% Immobilien

Ausstiegsplanung (ab 55 Jahre)

Vorbereitung auf Rentenphase:

  • Genaue Rentenbedarfsrechnung
  • Optimierung der Entnahmestrategie
  • Steuerliche Planung
  • Nachfolgeplanung für das Unternehmen

Steueroptimierte Altersvorsorge

Sonderausgabenabzug optimieren

Rechenbeispiel: Freiberufler mit 80.000 € Gewinn

Rürup-Beitrag: 20.000 € jährlich

Steuerersparnis: 20.000 € × 42% = 8.400 €

Effektiver Eigenanteil: 11.600 €

Rendite der Steuerersparnis: 72,4%!

Betriebliche Altersvorsorge als Selbständiger

Als Gesellschafter-Geschäftsführer können Sie eine bAV einrichten:

  • Direktzusage: Unternehmen zahlt direkt
  • Pensionskasse: Externe Durchführung
  • Pensionsfonds: Kapitalmarktorientiert

Häufige Fehler vermeiden

1. Zu späte Absicherung

Viele Selbständige beginnen erst mit 40+ zu sparen. Das ist zu spät für den Zinseszinseffekt.

2. Fehlende Berufsunfähigkeitsversicherung

Als Selbständiger haben Sie oft keinen Anspruch auf Erwerbsminderungsrente.

3. Alles auf eine Karte setzen

Diversifikation ist entscheidend - nicht nur auf das eigene Unternehmen setzen.

4. Steuervorteile ignorieren

Die Rürup-Rente bietet massive Steuervorteile, die oft übersehen werden.

5. Inflation unterschätzen

Bei 2% Inflation halbiert sich die Kaufkraft in 35 Jahren!

Konkrete Handlungsempfehlungen

Sofortmaßnahmen

  1. Rentenlücke berechnen: Wie viel brauchen Sie im Alter?
  2. Ist-Analyse: Was haben Sie bereits angespart?
  3. Sparbetrag festlegen: Mindestens 20% des Nettogewinns
  4. Automatisierung: Automatische Sparpläne einrichten

Monatlicher Check-up

  • Sparraten überprüfen und anpassen
  • Performance der Anlagen kontrollieren
  • Bei Gewinnsteigerung: Sparraten erhöhen

Jährliche Überprüfung

  • Rentenplanung aktualisieren
  • Steueroptimierung prüfen
  • Anlagestrategie anpassen
  • Versicherungsschutz überprüfen

Individuelle Rentenplanung für Selbständige

Jeder Selbständige hat andere Bedürfnisse. Lassen Sie sich eine maßgeschneiderte Altersvorsorgestrategie erstellen.

Kostenlose Beratung vereinbaren

Fazit

Als Selbständiger haben Sie bei der Altersvorsorge sowohl größere Herausforderungen als auch mehr Möglichkeiten. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der frühzeitigen Planung, konsequenten Umsetzung und regelmäßigen Überprüfung Ihrer Strategie. Nutzen Sie die steuerlichen Vorteile und diversifizieren Sie Ihre Altersvorsorge über mehrere Säulen.